Irgendjemand wartet immer

Ein Theaterstück von Barbara Hordych und Erhard Dietl

Premiere am 28.03.2023 siehe Spielplan

Ein höchst unterhaltsamer Abend.

TZ München

Eine Frau wartet an einer Bushaltstelle. Fast jeden Tag. Ein Mann wartet an einer Bushaltestelle. Fast jeden Tag. Was beide nicht wissen: Im Haus gegenüber wohnen ein Mann und eine Frau, die heimlich Fotos machen. Guido fotografiert jeden Tag zur gleichen Zeit die Frau, die er nicht kennt und die Lisa heißt. Und Agnes knipst den ihr unbekannten jungen Mann namens Victor. 11 Monate und 9 Tage lang geht das gut. Dann aber erfahren Lisa und Victor zufällig von den heimlichen Aufnahmen. Und sie beschließen, aus dem Bild herauszutreten.

Barbara Hordych und Erhard Dietl führen diese beiden Szenen parallel. Es wechseln die Personen, aber die Frage bleibt die gleiche: Ist uns der bloße Blick, der sich an ein Objekt haftet und es nach seinen Wünschen formt, schon lieber geworden als die körperliche Begegnung, die menschliche Auseinandersetzung? Guido und Agnes wollen ihre Fotomotive überhaupt nicht kennenlernen, sie sollen so unschuldig bleiben wie auf dem anonymen Bild, offen für jedwede Interpretation; Victor und Lisa fühlen sich zwar irgendwie missbraucht, können aber selbst nicht genau sagen, wodurch. Die Gespräche der beiden Paare bleiben voller Missverständnisse, die Projektion ist zerstört.

Im medialen Zeitalter glauben wir, all die Promis oder Royals schon beinahe zu kennen, so oft flirren ihre Bilder über die Bildschirme und flattern uns gedruckt ins Haus. Und auch wir selbst können jederzeit und überall eine Kamera zücken, einen Filter übers Bild legen und den Ausschnitt so wählen, dass wir wie eine Kunstfigur vom Selfie herunterlächeln. Bilder verlassen uns nicht, sie sind nie anders, als wir sie zeichnen, sie geben keine Widerworte, sie erfüllen jeden Traum. Wenn der reale Mensch aber plötzlich an der Tür klingelt, bekommt das Bild Risse.

Das Titelgebende Filmzitat „Irgendjemand wartet immer“  aus dem berühmten Western „Spiel mir das Lied vom Tod“  ist in dieser Inszenierung Programm: Die modernen Westernhelden sind hier Künstler*innen, die statt mit Pistolen mit Fotoapparaten schiessen,  die ihre Macht in Duellen daran messen, auf welchen medialen Plattformen sie ungefragt Bilder des anderen veröffentlichen werden, und deren Coolness nicht selbst gewählt sondern von ihrer emotionalen Unerreichbarkeit herrühren.


Mit Carina Bernrieder, Dionysus Opoku, Leon Sandner, Ricarda Verena Wimmer,
Regie und Dramaturgie: Livia Schoeler
Bühne: Sabine Burchard
Kostümbild: Sandra N. Cienkowski

Verlag: Chronos Theatertexte


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Barbara Hordych
Barbara Hordych hat Germanistik, Sprachwissenschaft und Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf studiert. Im Anschluss war sie für die ARD als Drehbuchautorin tätig sowie als Lehrbeauftragte für Drehbuchschreiben an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie hat zwei bereits erwachsene Kinder, lebt in München und arbeitet seit 2008 als Journalistin für die Süddeutsche Zeitung. Heute ist sie dort Redakteurin im Ressort Kultur. 2021 erhielt Barbara Hordych den Dietrich-Oppenberg-Medienpreis 2021.

Erhard Dietl
Erhard Dietl lebt als freier Schriftsteller und Illustrator in München. Er hat über 100 Kinderbücher veröffentlicht, mit großem nationalem und internationalem Erfolg. Zu seinen erfolgreichsten Figuren gehören die anarchischen Olchis. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. von der „Stiftung Buchkunst“, und mit dem Österreichischen- sowie dem Saarländischen Kinder- und Jugendbuchpreis geehrt.

Carina Bernrieder
Carina Bernrieder ist 2000 in München geboren. Aufgewachsen im bayrischen Oberland, entdeckte die junge Schauspielerin schon zu Schulzeiten die Bühne für sich und bewarb sie sich daraufhin mit 16 Jahren an verschiedenen Schauspielschulen. Im Oktober 2020 absolvierte sie ihre Ausbildung an der Neuen Münchner Schauspielschule. Auch während der Ausbildung war sie schon in verschiedenen Stücken zu sehen, wie bspw. 2017 in „Schöne Bescherungen“ von Alan Ayckbourn oder 2019 in „Furcht und Elend des dritten Reiches“ von Bertolt Brecht „. Nach ihrer Ausbildung ist sie nun in der freien Scene tätig und stand so 2021 für den Kurzfilm „Endzeittage“ unter der Regie von Felicitas Darschin vor der Kamera. Seit 2022 spielt sie in vielen verschiedenen Branchen ihre Talente aus. So ist sie zum Beispiel in der Netflixshow „Rebel Cheer Squad“ oder in dem Computerspiel „Todgeschwiegen“ als Sprecherin zu hören und als Schauspielerin in der freien Gruppe „Theater im Zwielicht“ tätig. In diesem Jahr übernahm sie auch ihre erste Regieassistenz in der Pasinger Fabrik für das Stück „Frau Luna“ unter der Regie von Franziska Reng und hat nun im Hofspielhaus München Fuß gefasst.

Dionysus Opoku
Dionysus Opoku wurde 1998 in München geboren. Er absolvierte seine Schauspiel- und Regie Ausbildung 2022 am FestSpielHaus München, an dem er auch erstmals in professionellen Stücken mitwirkte. Unter anderem spielte er Caliban in Shakespeares “Der Sturm”, den Erzähler in “Die Maske des Roten Todes” und einen Zwerg in einer Fassung von “Schneewittchen”.

Leon Sandner
Leon Sandner absolvierte von 2017 bis 2020 seine Schauspielausbildung an der Neuen Münchner Schauspielschule. Während des Studiums spielte er u.a. für die Europäische Janusz Korczak Akademie oder die französische Partnerschule in Montpellier „La Companie maritime“. Im Sommer ’21 war er für das Bellevue di Monaco in dem Commedia dell‘ arte Stück „Zauberflöte – Commedia in Movimento“ aktiv. Im September 2022 führte ihn sein Weg im Rahmen des Utopia-Festivals für „Frankenstein“ nach Straubing.
Leon Sandner ist Mitglied des Theaterkollektivs „Theater im Zwielicht“, mit dem er inzwischen 3 Stücke geschrieben und auf die Bühne gebracht hat, zuletzt im April 2022 „Jekyll & Hyde“. Mit „Irgendjemand wartet immer“ wirkt er nach „2 Männer ganz nackt“, „Fräulein Julie“ und
„Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ bereits an der vierten Produktion am Hofspielhaus mit.
Außerdem ist Leon Sandner mit eigenen Comedy-Texten auf den OpenMic-Bühnen Münchens unterwegs. 2016 gewann er den Nachwuchspreis des Kabarettkaktus.

Ricarda Verena Wimmer
2018 begann die gebürtige Münchnerin Ricarda Verena Wimmer ihre Ausbildung an der Neuen Münchner Schauspielschule. Dabei stand sie bereits für das ZDF vor der Kamera und hatte eine durchgehende Rolle bei der Amazon Prime Serie „Luden“. 2021 wurde sie für ihre Interpretationen der Rolle des Adams („Der zerbrochne Krug“ – Kleist) sowie der der Nutte aus der Heilanstalt („Nur Kinder, Küche, Kirche“ – Fo) beim Lore-Bronner-Preis für Nachwuchsschauspiel ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt sie die Bühnenreife. 2023 war sie neben Fernsehdrehs als Sprecherin bei der Bayerischen Blindenhörbücherei tätig und verkörperte zuletzt die Rolle der Adela in „Bernarda Albas Haus“ am Stadttheater Weilheim.

Livia Schoeler
Studium der „Szenischen Künste“ (Diplomabschluss 2010) mit Schwerpunkt Theaterregie, Performance und Komposition für Schauspielmusik an der Universität Hildesheim. (Dozenten: Sebastian Nübling, Stefan Pucher, Kay Voges, Jan Gehler, Thomas Lang, Mieke Matzke, Melanie Hinz). Gesangsausbildung in Jazz/Rock/Popgesang. Engagements als Regisseurin, Schauspielerin, Performerin, Komponistin für Schauspielmusik, Sängerin, Dramaturgin und Theaterautorin an Staats- und Stadttheatern sowie an freien Spielstätten. (u.A. Deutsches Theater Göttingen, Nationaltheater Mannheim, HAU Berlin, Theater Basel, Vorstadt Theater Basel, Stadttheater Hildesheim, Theaterhaus Hildesheim, FFT Düsseldorf, LOT Theater Braunschweig, LOFFT Leipzig, Theater Roxy Birsfelden (CH) Junges Theater Rosenheim) . Gründungsmitglied des Theaterkollektivs Meet Roy. Ensemblemitglied der Performance-Kollektive Turbo Pascal, Pulk Fiktion und Cobratheater.cobra. Nominierung für das Körber Studio Junge Regie 2008. Dozentin für Regie und Spielleitung an der Theaterschule Yorick/ Akademie der Darstellenden Künste München. Zur Zeit: Ensemblemitglied des Jungen Theater Rosenheim.

Sabine Burchard
Sabine Burchard schloss 2022 mit dem BA in Animation an der Hochschule Luzern – Design & Kunst ab. Ihr Abschlussprojekt umfasste die Installation „Taferna“, das Schattenspiel „Stockalper und d Räuber“ sowie die Visuals für das Live-Konzert von „Queen Symphony“ und die Neukomposition “Märjela” in Zusammenarbeit mit dem Blasorchester Stadtmusik Saltina Brig.

Weitere Projekte, an denen sie mitwirkte, waren die Co-Autorenschaft des idents „Turned On“ für Adult Swim (2021), die Animation für das IlluArt Festival im Innenhof des Landesmuseums in Zürich (2021), Konzert Visuals für die „Büezer Buebe“ im Stadion Letzigrund in Zürich (2022) sowie die Animation für die Eröffnungsfeier von Gamers8 Esports in Ryadh (2022) und die Installation „Windows of the Seasons“ am IlluminArt Lichtfestival in Richterswil (2022).

Sandra N. Cienkowski
Sandra N. Cienkowski absolvierte 2020 Ihr Studium im Fach Modemanagement an der Mediadesign Hochschule München. Schon während des Studiums machte sie sich 2018 als Stylistin im Bereich E-Commerce und Video- und Fotoproduktionen in München und Berlin selbstständig. Ihr Kostümbild Debüt hatte sie im Stück “Die Bremer Stadtmusikanten” unter der Regie von Florentine Klepper (2022). Mit ihrer Arbeit hat sie es sich zum Ziel gemacht, das Kostümbild nachhaltig zu gestalten. So finden sich neben bereits gebrauchten Materialien auch hangemachte Kleidungsstücke regionaler Kunstschaffenden in Ihrer Arbeit.