Ein literarischer Abend von Inge Rassaerts und Dieter Gilde.
Premiere am 04.02.2023
Marcel Proust.
Ein Genie des Erinnerns.
1871 geboren in Auteuil bei Paris. Sein Vater war ein berühmte Arzt, seine Mutter stammte aus der reichen jüdischen Bankiersfamilie Weil. 4000 Seiten umfasst sein sieben-bändiges Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Als Neunjähriger erlitt er bei einem Spaziergang einen schweren Asthmaanfall und das Wissen um seine unheilbare Krankheit bedrohte ihn zeitlebens. Der Tod seiner allesgeliebten Mutter, die ihn sehr verwöhnte, war ein weiteres Höllenerlebnis.
Nun ist mein Herz leer.
Als junger Mann fiel er nur als sich dandyhaft inszenierender Flaneur in den Pariser Salons auf. Er zog sich eines Tages vollständig vom gesellschaftlichen Treiben zurück und begann Dank des immensen Reichtums seiner Familie seine Arbeit an der verlorenen Zeit. Nun muss man Celeste Alvaret erwähnen, die mit 22 Jahren, am Land aufgewachsen, seine Haushälterin wurde. Sie war seine einzig wirklich Vertraute, mit der er alles besprach, und die ihn 9 Jahre bis zu seinem Tod umsorgte. Sie schrieb mit 82 Jahren, nach langjährigem Drängen, ein Buch darüber. Freiwillig passte sie sich seinem Einsiedler-Dasein an, denn er sagte zu ihr: „Es ist meine Pflicht mein Buch zu schreiben, mein Werk zu vollenden, die Zeit drängt zu sehr, als dass ich mich noch anderen Dingen widmen könnte.“ Er brauchte absolute Stille, setzte sich über die Zeit hinweg, um sie wiederzufinden.
Das berühmteste Beispiel für seine Kunst der Wahrnehmung ist die Szene, wie er das Gebäck Madelaine in den Tee tauchte und dessen Geschmack ihm die Erinnerung an seine Kindheit hervorzauberte.
Celest beschrieb ihn: Er war tyrannisch, aber ausgleichend, sehr liebenswürdig, großzügig, sein Gedächtnis war ein Wunder und von Monsieur seine Willensstärke. Vor allem hörte ich seine Stimme: „Ich bin so müde, liebe Celest, aber es muss sein.“ Er starb 1922 mit 51 Jahren.